Julia Gröbbels, Aachener Zeitung

Manfred Kütz Aachen

Julia Gröbbels, Aachener Zeitung, 07.11.12 / 08.03.15

Kütz nennt (seinen neuen) Stil den „Neuen partiellen Glanzrealismus“. Dabei verbindet er die alten Techniken der niederländischen Feinmaler mit dem Gebrauch neuer Farbsorten und setzt dabei scharfe, realistische Elemente gegen unscharfe Bildbereiche. Auf diese Weise entstehen neue Beziehungsmuster des Dargestellten, die den Beobachter überraschen… Den Anstoß für den Wechsel von der abstrakten zu einer sehr realistischen Malerei (…skurriler Kombinationen alter Kulturgüter mit spannenden Oberflächen, menschlicher Alltagsszenen, oft bedrückender Slumerlebnisse und das Glitzern moderner Materialien, wie Plastiktüten an Stacheldrähten im Sonnen- und Mondlicht) gab für ihn eine achtwöchige Abenteuerreise durch Südamerika, die Kütz trotz seines hohen Alters auf sich nahm …(Danach) stürzte er sich in die Arbeit, malte acht, zehn, und sogar zwölf Stunden am Tag. Dass Kütz ein Künstler mit Leib und Seele ist, ist in jedem seiner Bilder sicht- und spürbar…

…Seit seiner Begegnung mit Jomo Keniata hat er 40 Jahre lang jedes Jahr Tierstudien in Kenia, Tansania und Ostuganda betrieben. In seinem ersten Jahr zeichnete Kütz Tiere… in schwarz-weiß…Seine späteren Werke sind dagegen umso farbenfroher. Kütz arbeitet besonders gerne mit Komplementärfarbkontrasten wie gelb-blau, rot-grün, orange-violett und blau-grün Kombinationen. Die farbenfrohen Werke hängen seit einigen Tagen im Haus von Kütz und seiner Frau, die er seit 65 Jahren an seiner Seite weiß.

Die zahlreichen Kunstwerke machen das Haus selbst zu einer Art Gesamtkunstwerk, bei dem es an jeder Ecke etwas Neues zu entdecken gibt: Neben den Tierbildern (und Lateinamerikaszenen) gibt es zahlreiche Vollbronzen zu bewundern, die Kütz besonders deshalb schätzt, weil er ein eigenes Verfahren zu ihrer Erstellung entwickelt hat, darunter auch einige CHIO-Preise: Europa- und Weltmeisterschaft. Die Vollbronzen sind um einiges schwerer als Hohlbronzen, was den 85-Jährigen in den letzten Jahren an die Grenzen seiner körperlichen Kräfte gebracht hat. Zwar ist er noch im letzten Jahr den Künstlern der Düsseldorfer Kunstakademie zu gemeinsamer Ausstellung nach Düsseldorf gefolgt, doch allein schon der Transport ging an den Rand seiner Kräfte.

Kleinste Miniaturen mit feinsten Details konnte er aber immer noch mit ruhiger Hand malen. Allerdings hat Parkinson seine linke Hand zum Zittern gebracht, und nun befürchtet er, dass seine rechte Hand bald folgen wird. Deshalb findet Manfred Kütz, dass es jetzt an der Zeit ist aufzuhören.

Eigener Text Manfred Kütz, Bildhauer und Maler, 91 Jahre: „Ein völlig neuer Weg in meiner Kunst“
Entgegen meinem Vorhaben, mit dem Malen aufzuhören, machte der überraschende Rückgang meines Zitterns – auch in der Arbeitshand – es mir möglich, mir selbst ein Geburtstagsgeschenk zu machen, als ich neunzig Jahre alt wurde: Eine neue Malweise. Ich verband meine letzten Arbeiten des „Neuen Glanzrealismus“ mit Bildern auf Keilrahmen und Leinwand mit meinen Vierfarbenmalereien aus afrikanischer Zeit zu ganz ungewöhnlichen COLLAGEN, für die ich noch keinen neuen Namen gefunden habe. Stark Abstrahiertes kombinierte ich so mit Realistischem zu einer neuen Seh- und Arbeitsweise, die wohl in dieser Art einmalig sein dürfte. Durch die Kombination grundverschiedener Bildelemente und Techniken entstehen verblüffende Beziehungsstrukturen, die zu einer völlig neuen Bildthematik führen. Diese Bilder – obwohl doppelte Arbeitszeit hierfür erforderlich ist – verkaufe ich zu ganz ungewöhnlich niedrigen, fast Selbstkostenpreisen – da ich meiner Frau zum 70-jährigen Kennenlerntag versprochen habe, für den Rest unseres Lebens, die Wände unseres Hauses wieder in freie Wohnhauswände statt „Atelierwände“ zu verwandeln. Neben diesen neuen Arbeiten bilden meine gerahmten 23 x 23 cm Miniaturen die andere Attraktivität von nur 20,- € oder 25,- € statt 135,- €. Wer meine Atelierauflösungs-Ausstellung besucht, geht unter Garantie nicht ohne Bild als tolles WEIHNACHTSGESCHENK nach Hause, ABER eingepackt wird diesmal nichts! Das geht wegen unseres hohen Alters über meine und die Kräfte meiner Frau. Wer mich kennt, weiß, dass ich es liebe zu handeln, doch das ist diesmal wegen der absoluten Tiefpreise unmöglich.